Graues Wasser spritzte nach allen Seiten, als jemand durch die Pfütze rannte, wo sich vor ein paar Sekunden noch der Mond gespiegelt hatte. Die Gestalt rannte im mörderischen Tempo weiter, über Straßen, an Häusern und Gärten vorbei, bis sie zu einer dunklen Gasse kam, wo sie schließlich stehen blieb. Die ersten Tropfen des nähernden Regens fielen und landeten auf den steinernen Boden vor den Füßen der Gestalt, deren Silhouette, sich im Licht einer Laterne nun als Frau entpuppte. In den Händen hielt sie nach vorne gestreckt eine Pistole, ihr schlanker Körper war mit einer Schutzweste versehen. Ihr langes Haar war mit einem Haargummi zusammengebunden und lag auf ihrem Rücken. Die eng anliegende Jeans wirkte völlig schwarz und ihre glatten Schuhe mit kleinem Hacken glänzten. Sie hallten in ihrem typischen Geräusch, wenn Hackenschuhe auf Betonboden schlugen, als die Frau einen Schritt nach vorne wagte und sich mit wachsamen Augen in der Gasse umsah. Sie erschrak, als ein Vogel hinter einer Mülltonne am Rand der Gasse aufschrie und mit flatternden Geräuschen in der Dunkelheit verschwand. Ekliger Geruch mit einer Mischung von Hundekot, Urin und verdorbenen Lebensmitteln stieg der Frau in die Nase. Je tiefer sie in die dunkle, kalte Gasse trat, desto stärker wurde der Gestank, doch das schien ihr nichts auszumachen. Sie versteckte sich hinter der Mülltonne und starrte den Weg der Gasse weiter, der von der schwarzen Nacht verschlungen wurde. Sie unterdrückte das Keuchen ihres langen Laufes, um unentdeckt zu bleiben. Als sich jedoch nichts regte erhob sie ihre klare Stimme, die widerzuhallen schien. “Wo sind Sie? Kommen Sie heraus, es hat doch keinen Sinn!” Stunden schienen vergangen zu sein, als endlich eine Männerstimme antwortete. “Sie werden mich nicht finden, Frau Hauptkommissarin.”, er sprach >>Frau Hauptkommissarin<< in einem verächtlichen Ton aus, “Ich bin ein Niemand, den keiner kennt. Ich habe keine Identität.” “Doch, das haben Sie!”, widersprach die Frau, “Ich habe Ihr Gesicht gesehen. Es hat keinen Sinn, sie machen alles nur noch schlimmer!” Nun herrschte erdrücktes Schweigen und sogar der Wind, der vorerst durch die stinkende Gasse gezogen war schien die Luft anzuhalten. Schließlich trat die Frau hinter der Mülltonne hervor und stellte dich dem dunklen Weg entgegen. Plötzlich ertönte ein Geräusch, als wäre jemand von irgendwo herunter gesprungen. Wenige Augenblicke später erschien ein kräftig gebauter Mann aus der Dunkelheit und starrte die Frau mit funkelnden Augen an. Das gelbe Licht der Laterne enthüllte sein leicht kantiges Gesicht mit braun gebrannter Haut und schwarzen, zerzausten Haaren. “Wenn Sie mich gesehen haben, dann muss ich Sie ausschalten.”, sagte er und streckte seine Hand nach vorne aus, in der er eine Waffe hielt. Ohne zu zögern streckte auch die Hauptkommissarin ihre Waffe aus und richtete sie auf ihren Gegenüber. Ein triumphierendes Lächeln glitt über ihre Lippen. “Ich habe mir schon gedacht, dass Sie das sagen würden.” Nun zog der Mann seinen einen Mundwinkel grinsend hoch und lachte kurz und leise. “Mir geht es ganz genauso.”, flüsterte er kaum hörbar, kurz bevor ein Haufen Polizisten in die Gasse stürzte und versuchte, ihn zu stellen. Sie schrieen auf und bedrohten ihn mit den typischen Sätzen: “Hände hoch!” oder “Sie sind verhaftet!” Der Mann jedoch wirkte alles andere als überrascht und machte einen Schritt auf die Frau zu, die tapfer stehen blieb. “Wir sehen uns wieder, Lydia Stein.” sagte er so leise, dass nur sie es verstehen konnte. Plötzlich wirbelte er herum, wobei sein schwarzer Mantel in die Luft gehoben wurde und ihn wie ein mysteriöser Umhang aussehen ließ. Er rannte in die Dunkelheit zurück und war in der nächsten Sekunde verschwunden. Die Polizisten stürzten ihm hinterher und beleuchteten den Weg mit Taschenlampen. Lydia sah zu der Stelle, wo der Mann verschwunden war und senkte langsam die Waffe. Nun regnete es heftiger und Tropfen rannten ihr Gesicht herab. “Ich will schwer hoffen, dass wir uns wieder sehen, Nigro Clepta.”